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Son Real: Totenstadt und einsame Strände

Son Real

Die öffentliche Finca Son Real bei Can Picafort: Einen Besuch auf der Finca Son Real zwischen Can Picafort und Son Serra de Marina kann man getrost noch als Geheimtipp bezeichnen, obwohl beliebte Touristenstrände nur einen längeren Spaziergang entfernt liegen.

Das 400 ha große Landgut aus dem Mittelalter liegt gleich an der Ma-12, ca. 3,5 Km hinter Son Bauló. Vermutlich halten es viele Reisende für eine private Finca und lassen es daher buchstäblich links liegen. Doch Die Balearen-Regierung erwarb das Gut 2004 und machte es drei Jahre später der Öffentlichkeit zugänglich – heute wartet es mit vielfältigen Überraschungen auf.

Traditionell besteht die Finca aus einer Reihe unterschiedlicher Gebäude. Neben dem Herrenhaus gibt es einen großzügigen Innenhof (Patio), eine Kapelle, Wehrtürme, Werkstätten, Ställe und Speicher.

Die öffentliche Finca Son Real bei Can Picafort

Die öffentliche Finca Son Real bei Can Picafort

Beginnen wir mit dem Museum (Öffnungszeiten 9-16 Uhr), welches im Haupthaus der Finca eingerichtet wurde und wirklich einen Besuch wert ist. Zunächst informiert ein kurzer Film über die Geschichte von Son Real. Das Sammelsurium der Ausstellungsgegenstände aus Archäologie, Landwirtschaft und sozialem Alltag auf der Finca wurde mit Liebe zum Detail aufbereitet, z.B. die Bauernküche aus dem frühen 20. Jahrhundert. In weiteren Filmsequenzen wird erklärt, wie die Schäfer, Jäger und Köhler des Gutes einst lebten und arbeiteten. Es war eine nahezu hermetisch abgeriegelte Welt. Traditionen und Insellegenden hielten sich daher an den autarken Höfen besonders lange.

Die Mallorquiner sagen Son Real sei wie eine Miniaturausgabe des großen Mallorcas, da sozial, kulturell, architektonisch, geschichtlich und landschaftlich so unglaublich viel abgebildet würde.

Doch nun raus an die frische Luft. Wer möchte kann dies entweder per pedes oder geliehenem Drahtesel tun. Durch ein Holztor gelangt man in den Park der Finca. Zu beiden Seiten des breiten Weges befinden sich Gehege, in denen man heimische Tierarten wie Schafe, Esel und Gänse beobachten kann. Besonders interessant sind vielleicht die sogenannten schwarzen Schweine, die Cerdos Ibéricos.

Schwarzez Schwein, Cerdos Ibéricos

Schwarzes Schwein / Cerdo Ibérico

Die Rasse ist eine Kreuzung aus Haus- und Wildschein und wird auf der Insel im Winter bei der jährlichen Hausschlachtung (Matanca) gerne für die berühmte mallorquinische Schmierwurst Sobrasada genutzt. Die landwirtschaftliche Produktion der Finca ist dabei hundertprozentig ökologisch. Verfüttert wird nur, was die Mandel-, Johannisbrot-, und Feigenbäume abwerfen.

Schon bald gabelt sich der Weg und man kann verschiedene Routen durch den Park wählen. Wer gut zu Fuß ist, sollte dem Weg 4 (Necrópolis de la Punta des Fenicis, insgesamt ca. 6,2 Km) folgen, wer lieber eine kleine Runde machen will, sollte sich für den Weg 3 (El camí de l’Illa des Porros – Refugi, 4,5 Km) entscheiden. Beiden führen durch eine herrliche mediterrane Parklandschaft durch Kiefernwälder (Pinar) und Macchie (Matorral) in Richtung Meer und treffen an eine Holzleiter kurz vor dem Strand zusammen. Wer über diese klettert steht vor dem nächsten Highlight, einer archäologischen Ausgrabung, der Nekropole von Son Real.

Nekropole von Son Real

Nekropole von Son Real

Die Totenstadt liegt auf der kleinen Landzunge Punta des Fenicis, Spitze der Phönizier, direkt am Strand.
Sie stammt aus dem siebten bis vierten Jahrhundert vor Christus und ist 800 Quadratmeter groß. Die Ausgrabungen begannen 1957 und wurden 1970 abgeschlossen. 109 Gräber in gutem Zustand konnten geborgen werden. Dabei sind drei verschiedene Formen zu beobachten: Runde, hufeisenförmige und rechteckige. Diese stammen aus dem siebten, fünften und vierten Jahrhundert v. Chr. Vermutlich war die Totenstadt sogar noch größer und ist in Teilen der Erosion durch das Meer anheimgefallen. In den Gräbern lagen über 300 Skelette in Fötusstellung, dazu Waffen, Schmuck, Tierknochen und Muscheln. Die Gegenstände werden heute im Museu monogràfic de Pollèntia in Alcúdia aufbewahrt.

Nun gibt es drei Möglichkeiten. Wem dieser Exkurs vorerst reicht, der geht einfach zur Finca zurück. Mit etwas Glück begegnen Sie dabei noch der Mittelmeerschildkröte, die hier so prominent ist, das man sie im Logo von Son Real verewigt hat. Wer Lust auf Playa mit Strandbuden und Bastschirmen hat, der gehe nach links Richtung Son Bauló (ca. 1 km). Wer einsame Naturstrände mag, der biege nach rechts ab und suche sich an der Küstenlinie ein einsames Plätzchen. Es gibt auf Mallorca nicht viele Strände, die so menschenleer sind wie die von Son Real.

Strand bei Son Real

Strand bei Son Real

Wo? Die Finca Son Real liegt an der Landstraße zwischen Can Picafort und Son Serra, dreieinhalb Kilometer hinter Son Bauló auf der linken Seite; kostenloser Parkplatz vorhanden
Welche Höhenunterschiede? 30 m
Wie lange? Je nach Route zwischen 1 und 2,5 Stunden
Was mitnehmen? Badesachen, Wasser, evtl. Picknick, Kamera, Sonnenschutz. Fahrradverleih: An der Finca für Inhaber der Targeta Verde kostenlos
Wo einkehren? Son Bauló
Wann? Ganzjährig, im Sommer morgens oder abends. Öffnungszeiten: Finca: April bis September 10–19 Uhr, Oktober bis März 10–17 Uhr. Museum: ganzjährig bis 16 Uhr
Wie teuer? Finca: Eintritt frei; Museum: Erwachsene 5 €, Kinder 3 €
Weitere Infos? Finca pública de Son Real, Tel. +34/971/18 53 63, www.balearsnatura.com/finca-publica-de-son-real

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