Wandern

Santuari de Lluc

Santuari de Lluc

Ob gläubig oder nicht, um das Kloster Lluc kommt man auf Mallorca kaum herum. Es gehört zu den bedeutendsten Wallfahrtsorten des Mittelmeeres und bietet für einen Ausflug ein tagesfüllendes Programm – auf immerhin 525 Metern Höhe.

Die Bergkette der Tramuntana ist durchsetzt von zahlreichen Legenden und Erzählungen. Wie auch nicht? Kurbelt doch die märchenhafte Natur der Berge im magischen Zusammenspiel mit dem warmen, klaren Licht die Phantasie eines jeden an, der sich hierher verirrt. Da machen die Klöster keine Ausnahme, und schon gar nicht die Entstehungsgeschichte des Kloster Llucs.

Als der Volksheld Jaume der Erste 1229 n.Chr. die Insel von den Mauren zurückeroberte, verloren viele der arabischen Insulaner ihren Besitz. Einige konvertierten notgedrungen, so auch die Familie des kleinen Lukas, der mit seinen Eltern in den Bergen lebte. Getauft hieß er fortan Lluc. Und dieser Lluc soll auf einer Bergwiese, wo die Schafe seines Vaters weideten, eine Marienfigur entdeckt haben. Sie hatte eine dunkle Hautfarbe – so wie er selbst. Der Junge brachte die Statue zu einem Pfarrer, der sie in seiner Kirche aufstellte. Doch am nächsten Tag war sie verschwunden. Lluc fand sie schließlich an der selben Stelle wie zuvor im Gras. Wieder brachte er sie dem Pfarrer, wieder stellte dieser sie in seiner Kirche auf und wieder verschwand die Statue. Der Pfarrer hatte schließlich ein Einsehen und ließ der schwarzen Maria (Moreneta) an ihrem Fundort eine Kapelle errichten, dem Grundstein des bis ins 17. Jahrhundert ausgebauten Klosters, welches heute die Mönche des Heiligen Herzens Jesu bewohnen.

Eine andere Theorie weißt auf die Präsenz von sehr starkem Erdmagnetismus hin, weshalb hier Schamanen, Druiden und letztlich auch Tempelritter ihre Zelte aufschlugen. Letztere sollen das Kloster dann auch gegründet haben.
So weit so gut, aber was kann man am Kloster Lluc denn nun genau machen? Antwort: Jede Menge!

Nachdem wir den Wagen auf dem kostenpflichtigen Parkplatz abgestellt haben (bitte keine kreativen Parkexperimente an den Zufahrtstraßen probieren! Der Abschleppdienst funktioniert auf Mallorca prima), fangen wir mit der Klosterkapelle selbst an. Sie wurde von Papst Johannes Paul 1962 zur Basilika erhoben und ist wirklich sehenswert. Zwischen drei Seitenkapellen ragt ein prächtiger Hochaltar hervor. Zu beiden Seiten prangen Ölgemälde. Links sind die Heiligen Franziskus und Sebastian zu sehen. Zur Rechten die mallorquinische Heilige Catalina Thomás.
In einem Andachtsraum hinter der Basilika finden wir dann auch die schwarze Madonna. Für viele Pilger stellt sie, nicht zuletzt aufgrund ihrer Farbe, ein Symbol für Minderheiten und Unterdrückte dar. Und schließlich gehörten die Mallorquiner selbst oft zu den Unterdrückten und Bevormundeten. Und als die katalanische/mallorquinische Sprache während der Franco Diktatur verboten wurde, war gerade das Kloster LLuc ein wichtiger Zufluchtsort für viele, da hier die mallorquinische Kultur unbehelligt gelebt werden konnte.

Um 13:15 täglich (ausgenommen Ferien), wiederholt sich in der Basilika ein besonderes Schauspiel. Es ertönt das Salve Regina, gesungen von den Blauets. Das ist Spaniens wohl bester und bekanntester Kinderchor, bestehend aus Schülern des Musikinternates, welches ebenfalls im Kloster beheimatet ist. Der Name Blauets stammt von den blauen Ärmeln und Krägen ihrer Soutanen. Denn tatsächlich heißt blau auf Mallorquín auch blau. Der Chor wurde offiziell im 16. Jahrhundert gegründet, doch reichen
seine Wurzeln bis ins 13. Jahrhundert zurück. Erst seit wenigen Jahren sind auch Mädchen erlaubt, die den ursprünglich reinen Knabenchor modernisiert und sogar noch verbessert haben. Ein tolles Ereignis!

Nachdem wir uns von der Moreneta und den Blauets verabschiedet haben, mögen Kunstinteressierte noch einen Abstecher in Klostermuseum machen, welches regionales Kunsthandwerk und archäologische Funde beherbergt.

Außerhalb des Klosters geht unsere kleine Tour nun weiter. Vom Vorplatz der Basilika führt der “Weg der Mysterien“ (Cami dels Misteris) auf einen Kalvarienberg und einen tollen Aussichtspunkt, der uns einen herrlichen Blick auf ein Hochtal umgeben von der schroffen Karstlandschaft der Tramuntana beschert. Kein geringerer als Antoni Gaudí entwarf fünf Plastiken, die am Cami dels Misteris stehen.

Auf der anderen Seite des Kloster warten ein Botanischer Garten mit über 200 einheimischen Pflanzenarten und ein großes Schwimmbad auf uns. Doch wem das alles noch zu statisch ist, dem kommt diese kleine Wanderung vielleicht gerade recht.

Die Route ist ein Rundweg für den man 1 Stunde und 40 Minuten einplanen sollte. Zunächst überqueren wir den Plaça dels Pelegrins, den Pilgerplatz, der vor dem Hauptgebäude des Klosters liegt. Rechts vom Haupteingang des Klosters ist ein Buchladen, der über die beste Auswahl an Wanderkarten bzw. Wanderbüchern ganz Mallorcas verfügt. Die Gegend um das Kloster ist nämlich ein Wander-El-Dorado und befindet sich auf dem beliebten Fernwanderweg GR-221. Rechts neben dem Laden liegt ein Durchgang, der auch zum botanischen Garten führt. Dort gehen wir hindurch und folgen der Straße, bis nach 200 Metern links ein Weg abführt, gut zu erkennen an der aufgestellten Holztafel, die eine Karte der Tramuntana zeigt. Wir folgen dem Weg, bis wir auf einen etwas kümmerlichen Bolzplatz stoßen und überqueren ihn. Am linken hinteren Ende gehen wir durch die Gittertür und sind am Ausgangspunkt des Rundgangs. Es sind mehrere Routen möglich. Wir nehmen Tour 4 in Richtung Sa Cometa des Morts (kleine Höhle der Toten) über die Holzbrücke.

Der Weg führt nun bergan. Jetzt sind es nur noch wenige Meter bis zum Schild Es Camell, dem wir nach rechts folgen. Es geht wieder leicht bergab zum sogenannten Kamel, einem Felsgebilde, das seinen Namen durch die kamelartige Form bekam. Zur Erläuterung: Das Gestein, auf dem wir gerade stehen, war einst Meeresboden. Genauer gesagt waren es Mikroorganismen und gesteinsbildende Korallen, die sich als Schlämme auf dem Meeresboden ablagerten. Wenn dann extrem hohe Drücke bzw. hohe Temperaturen durch Plattentektonik entstehen, wird aus den Sedimenten Kalkstein, ein sehr weiches Gestein. Regenwasser in Verbindung mit dem CO2 aus der Luft ergibt Kohlensäure, welche das Kalkgestein über Jahrtausende auflöst bzw. formt. Im Kalkstein entstehen Höhlen und Klüfte, außen Rillen und Streifen. Sind diese morphologischen Strukturen zu beobachten, spricht man von Karst.

Das Kamel

Das Kamel

Wer möchte, nimmt den kleinen Pfad (ca. 50m) weiter bis zu einen Ausguck, von dem aus man einen schönen Blick über ein Hochtal hat. Nun geht es wieder zurück zum Hauptweg und dann einfach nach rechts in Richtung Sa Cometa de Morts. Kurz hinter der Weggabelung liegt links ein runder Köhlerplatz. Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts waren die Köhler in den Bergen aktiv und stellten Holzkohle in dem selbstgebauten Meiler her. Es gibt unzählige dieser Plätze im Tramuntana-Gebirge.
Wir folgen der Route 4 durch den Steineichenwald, bis er sich nach fünf Minuten erneut teilt. Wir gehen rechts weiter zur Sa Cometa des Morts. Nun ist es nicht mehr weit bis zur kleinen Höhle. Achten Sie links auf die Holzpfähle mit der Nummer 4. Wenn sie den Markierungen folgen, sollten Sie leicht zum Höhleneingang gelangen. Bitte Vorsicht: Die Steine sind selbst im Sommer glitschig, der Eingang zuerst schmal, dann niedrig. Taschenlampe oder Handy-Leuchte sind nun Pflicht. Die Höhle ist ca. 40 Meter tief und hat eine lange Geschichte.

Sa Cometa des Morts

Sa Cometa des Morts

Sie wurde erst im Jahr 1945 von einem Pater ausgegraben. Es stellte sich heraus, dass man hier in der Bronzezeit und später in der Eisenzeit die Toten beisetzte, teilweise in ausgehöhlten Steineichen-Stämmen, die heute im Klostermuseum zu sehen sind. Von der Höhle kehren wir zum Hauptweg zurück und folgen ihm, bis wir auf eine Landstraße stoßen. Wir biegen nach rechts, gehen an der Straße entlang bis nach ca. 50 Metern rechts ein breiter Weg samt Holztor auftaucht. Es ist der sogenannte Camí Vell von Pollença nach Lluc. Wir gehen durch das Tor und kommen nach weiteren 15 bis 20 Minuten schließlich zu einem Picknickplatz. Hier gibt es Toiletten und die Möglichkeit Wasser nachzufüllen. Wenn Sie ein Picknick dabei haben, ist das sicherlich der optimale Ort dafür. Wenn nicht gehen wir geradeaus weiter bis zum Fußballplatz, wo der Rundkurs endet. Das Klostergelände bietet etliche Restaurants und Cafeterias. Da sollte für jeden was dabei sein.

Wer eine innere Klausur braucht oder hier oben noch etwas länger wandern möchten, kann dies problemlos tun – das Kloster hält insgesamt 81 einfache Zimmer und 36 Apartments für Gäste bereit.

Was? Ein Ort voller Geschichten. Das wird geboten: eine ganz besondere Marienfigur, ein weltberühmter Kinderchor, Abenteuer und Bewegung, ein Kamel aus Stein, eine waschechte Gruselhöhle, typische Vegetation des Tramuntana-Gebirges, Botanischer Garten, Swimmingpool
Wo? Von Palma auf der Ma-13 bis Inca, dort auf die Ma-2130 und die Ma-10 zum Kloster Lluc. Bus: Von Palma mit der Linie 330
Was mitnehmen? Wasser, festes Schuhwerk, Taschenlampe, evtl. Picknick
Wo einkehren? Reichlich Gastronomie am Klostergelände vorhanden; Tipp: Sa Fonda (Mo und Di geschlossen), Bank, Apotheke, Post und Souvenirs-Läden ebenfalls vorhanden
Wann? Frühjahr, Herbst, wochentags, Wanderung teils schattig
Preise: Kostenpflichtiger Parkplatz PKW 8 € inkl. Eintritt ins Klostermuseum für eine Person, Klostermuseum ohne Parken 8 €/Person
In der Nähe: Höhlen von Campanet, Inca (Lederstadt), Pollença (authentisches Städtchen)
Informationen: Santuari de Lluc, Plaça dels Peregrins 1, 07315 Escorca Tel. +34/971/87 15 25, www.lluc.net

Karte: